Charmante Puppe, zickige Prinzessin
Von Ernst Lubitsch 1919 geschaffen zeigen diese Frühwerke des deutschen Regisseurs, der ab 1922 in den USA arbeitete, bereits künstlerische Klasse. Beide „groteske Lustspiele“ erzählen von kuriosen Eheschließungen – jedoch auf sehr unterschiedliche Weise:
„Die Puppe“ stellt die ganze Geschichte als reine Fiktion dar. Zu Beginn kramt ein Mann Kulissen aus einer großen Kiste hervor und fügt sie wie in einem Papiertheater zusammen. Zwei Pappfiguren wer den in ein Häuschen gestellt und erwachen dort plötzlich zum Leben in einem Film, in dem Puppen wie Menschen wirken sollen, und ein Mädchen den Eindruck erwecken will, eigentlich eine Puppe zu sein.
Das überdrehte Spiel mit der Illusion erzählt Lubitsch dabei mit deutlichen Anleihen an die Commedia dell’arte und deren überzeichnetes Personal – wobei die Figuren im Film durchaus Charme und Sympathie entwickeln dürfen, allen voran Hermann Thimig in der Rolle des naiven Lancelot, der heiraten soll, aber nicht heiraten möchte. In seiner großen Furcht vor Frauen zieht er es vor, lieber eine Puppe zu ehelichen, doch diese ist in Wirklichkeit ziemlich lebendig. Ossi Oswalda in der Doppelrolle der Tochter des Puppenmachers und dessen mechanischen Geschöpfes versprüht dabei hinreißend spitzbübischen Charme.
Umso ernüchternder wirkt dann ihre Gestaltung der „Austernprinzessin“. Als Tochter des „Austernkönigs“, eines steinreichen Geschäftsmannes, tobt sie zickig und Zimmer verwüstend durchs Bild. Sympathisch erscheint keine der Hauptfiguren in dieser realistischer gespielten Gesellschaftskomödie, die vor allem die Maßlosigkeit des Reichtums grotesk überzeichnet: Der Austernkönig braucht selber gar nichts mehr zu tun, für alles hat er seine Diener, sogar zum Halten der voluminösen Zigarre, die er pafft. Endlos scheinen die Reihen der Livrierten, die bei der Tafel auf tragen, und die Dekors strotzen nur so vor Fülle und Eleganz.
Elegant wirkt auch die musikalische Begleitung des Films Christian Kohler. Er improvisiert live auf der Kirchenorgel zu den laufenden Bildern und bettet aus Tanzmusik und Schlager entliehene Melodien pointiert in seinen zügig dahinströmenden Musikfluss ein.
Andrea Kumpe, die den Ton zur „Puppe“ liefert, wählt, den gänzlich anderen Charakter dieses Films unterstreichend, einen anderen Weg der Begleitung. Ihre Improvisation zitiert bekannte Titel der Musikgeschichte von Händels „Halleluja“ bis zu Klaus Doldingers Sound zum Fernsehfilm „Das Boot“, um damit die Handlung zusätzlich zu ironisieren. Zwei Wege, die zum selben Erfolg führen. Stürmischer Applaus für ein an Atmosphäre reiches, amüsantes Kinovergnügen.
„Die Puppe“ stellt die ganze Geschichte als reine Fiktion dar. Zu Beginn kramt ein Mann Kulissen aus einer großen Kiste hervor und fügt sie wie in einem Papiertheater zusammen. Zwei Pappfiguren wer den in ein Häuschen gestellt und erwachen dort plötzlich zum Leben in einem Film, in dem Puppen wie Menschen wirken sollen, und ein Mädchen den Eindruck erwecken will, eigentlich eine Puppe zu sein.
Das überdrehte Spiel mit der Illusion erzählt Lubitsch dabei mit deutlichen Anleihen an die Commedia dell’arte und deren überzeichnetes Personal – wobei die Figuren im Film durchaus Charme und Sympathie entwickeln dürfen, allen voran Hermann Thimig in der Rolle des naiven Lancelot, der heiraten soll, aber nicht heiraten möchte. In seiner großen Furcht vor Frauen zieht er es vor, lieber eine Puppe zu ehelichen, doch diese ist in Wirklichkeit ziemlich lebendig. Ossi Oswalda in der Doppelrolle der Tochter des Puppenmachers und dessen mechanischen Geschöpfes versprüht dabei hinreißend spitzbübischen Charme.
Umso ernüchternder wirkt dann ihre Gestaltung der „Austernprinzessin“. Als Tochter des „Austernkönigs“, eines steinreichen Geschäftsmannes, tobt sie zickig und Zimmer verwüstend durchs Bild. Sympathisch erscheint keine der Hauptfiguren in dieser realistischer gespielten Gesellschaftskomödie, die vor allem die Maßlosigkeit des Reichtums grotesk überzeichnet: Der Austernkönig braucht selber gar nichts mehr zu tun, für alles hat er seine Diener, sogar zum Halten der voluminösen Zigarre, die er pafft. Endlos scheinen die Reihen der Livrierten, die bei der Tafel auf tragen, und die Dekors strotzen nur so vor Fülle und Eleganz.
Elegant wirkt auch die musikalische Begleitung des Films Christian Kohler. Er improvisiert live auf der Kirchenorgel zu den laufenden Bildern und bettet aus Tanzmusik und Schlager entliehene Melodien pointiert in seinen zügig dahinströmenden Musikfluss ein.
Andrea Kumpe, die den Ton zur „Puppe“ liefert, wählt, den gänzlich anderen Charakter dieses Films unterstreichend, einen anderen Weg der Begleitung. Ihre Improvisation zitiert bekannte Titel der Musikgeschichte von Händels „Halleluja“ bis zu Klaus Doldingers Sound zum Fernsehfilm „Das Boot“, um damit die Handlung zusätzlich zu ironisieren. Zwei Wege, die zum selben Erfolg führen. Stürmischer Applaus für ein an Atmosphäre reiches, amüsantes Kinovergnügen.
Allgäuer Zeitung, 17. Februar 2011