Gewaltige Klangpracht
Die alte Dame war schon etwas verschlissen“, erklärte Orgelbaumeister Zeilhuber den Besuchern in der Oberstaufener Pfarrkirche St. Peter und Paul. Gemeint war die knapp hundertjährige Orgel, erbaut in hochwertiger Handwerkskunst von den Gebrüdern Hindelang, 1920 eingeweiht. Das Festkonzert zur Fertigstellung der Restaurierung gab Andrea Kumpe, Oberallgäuer Kirchenmusikerin, in Freiburg, Augsburg und Luzern unter anderem als Orgel-Dozentin tätig.
„Kommen Sie doch bitte alle nach vorn, wo der Orgelklang am besten ist!“, schlägt die gefragte Organistin den verstreut sitzenden Zuhörern vor – mit spontanem Erfolg. Da legt Pfarrer Netzer gleich launig nach: „Ach, wenn mir das doch beim Sonntagsgottesdienst auch so charmant gelingen würde …“
Fünf der sieben Komponisten im Konzertprogramm sind Franzosen. Offenbar bot das Paris des 19. und 20. Jahrhunderts mit seinen vielen Kirchen (und Orgeln!) einen fruchtbaren Nährboden für die Entwicklung der europäischen Kirchenmusik.
Den Großmeister französischer Organistik hat Andrea Kumpe nicht zufällig an den Beginn ihres Programms gestellt: Maurice Duruflé. Im strengen Stil, doch mit schillernden Anflügen impressionistischer Farbgebung, erklingt eine Fuge. Vom leisesten Pianissimo bis zum vollen Tutti reicht die reiche Klangpalette – innige Süße steigert sich in machtvollem Crescendo zu bombastischer Klangpracht.
In Variationen spiegeln die weiteren Werke des Festkonzerts diese musikalischen Farbbilder des Orgel-Kaleidoskops. Von J.S. Bach ein Largo: Süße Melodie schwebt über dem Generalbass mit wechselnden Harmonien, im Mittelfeld eine kontrapunktische Nebenmelodie. Bei der Fuge in a-Moll, mit neuem Register, sind alle drei forte-Stimmen gleichberechtigt. Und die „Air“ aus der dritten Orchestersuite kennen auch Amerikaner als liedhaftes Muster europäischer Barockmusik.
Isfried Kayser, geboren in Türkheim bei Augsburg, Zeitgenosse Bachs, ist weniger bekannt. Seine Orgelstücke sind gefälliger, mit Echowirkungen, Motiv-Wiederholungen und Sequenzen eher auf Effekt hin angelegt. Clément Loret, ein Romantiker, schmeichelt mit seiner „Cantilène“ den Ohren. Feine Klangschattierungen kommen hier zum Tragen.
Charles-Marie Widor begründete um 1900 in Paris eine neue Orgelschule. Hornsignale eröffnen unverkennbar sein „Jagd“-Scherzo, und im ¾-Takt bricht beschwingt die Jagdgesellschaft auf – sogleich bricht auch spontan der bisher zurückgehaltene begeisterte Beifall der Zuhörer in den Bänken aus.
Fast beschwichtigend spielt Andrea Kumpe jetzt das sehr leise, verhaltene „Prière“, Gebet, von Léon Boellmann, einem Pariser Neo-Klassiker. Und schließlich: César Franck, Höhepunkt französischer Romantik. Sein „Pièce héroique“, Heldenstück, wirkt wie improvisiert, in zyklischer Form, chromatisch durchsetzter Klang, aufgelöst in ständig wechselnde Farben, pathetisch-mitreißend der Schluss.
Zugabe: ein Widor-Effektstück, überschäumend in der Klangvielfalt dieser frisch renovierten Meister-Orgel.
„Kommen Sie doch bitte alle nach vorn, wo der Orgelklang am besten ist!“, schlägt die gefragte Organistin den verstreut sitzenden Zuhörern vor – mit spontanem Erfolg. Da legt Pfarrer Netzer gleich launig nach: „Ach, wenn mir das doch beim Sonntagsgottesdienst auch so charmant gelingen würde …“
Fünf der sieben Komponisten im Konzertprogramm sind Franzosen. Offenbar bot das Paris des 19. und 20. Jahrhunderts mit seinen vielen Kirchen (und Orgeln!) einen fruchtbaren Nährboden für die Entwicklung der europäischen Kirchenmusik.
Den Großmeister französischer Organistik hat Andrea Kumpe nicht zufällig an den Beginn ihres Programms gestellt: Maurice Duruflé. Im strengen Stil, doch mit schillernden Anflügen impressionistischer Farbgebung, erklingt eine Fuge. Vom leisesten Pianissimo bis zum vollen Tutti reicht die reiche Klangpalette – innige Süße steigert sich in machtvollem Crescendo zu bombastischer Klangpracht.
In Variationen spiegeln die weiteren Werke des Festkonzerts diese musikalischen Farbbilder des Orgel-Kaleidoskops. Von J.S. Bach ein Largo: Süße Melodie schwebt über dem Generalbass mit wechselnden Harmonien, im Mittelfeld eine kontrapunktische Nebenmelodie. Bei der Fuge in a-Moll, mit neuem Register, sind alle drei forte-Stimmen gleichberechtigt. Und die „Air“ aus der dritten Orchestersuite kennen auch Amerikaner als liedhaftes Muster europäischer Barockmusik.
Isfried Kayser, geboren in Türkheim bei Augsburg, Zeitgenosse Bachs, ist weniger bekannt. Seine Orgelstücke sind gefälliger, mit Echowirkungen, Motiv-Wiederholungen und Sequenzen eher auf Effekt hin angelegt. Clément Loret, ein Romantiker, schmeichelt mit seiner „Cantilène“ den Ohren. Feine Klangschattierungen kommen hier zum Tragen.
Charles-Marie Widor begründete um 1900 in Paris eine neue Orgelschule. Hornsignale eröffnen unverkennbar sein „Jagd“-Scherzo, und im ¾-Takt bricht beschwingt die Jagdgesellschaft auf – sogleich bricht auch spontan der bisher zurückgehaltene begeisterte Beifall der Zuhörer in den Bänken aus.
Fast beschwichtigend spielt Andrea Kumpe jetzt das sehr leise, verhaltene „Prière“, Gebet, von Léon Boellmann, einem Pariser Neo-Klassiker. Und schließlich: César Franck, Höhepunkt französischer Romantik. Sein „Pièce héroique“, Heldenstück, wirkt wie improvisiert, in zyklischer Form, chromatisch durchsetzter Klang, aufgelöst in ständig wechselnde Farben, pathetisch-mitreißend der Schluss.
Zugabe: ein Widor-Effektstück, überschäumend in der Klangvielfalt dieser frisch renovierten Meister-Orgel.
Allgäuer Zeitung, 10. September 2013