Andrea Kumpe

Konzertorganistin, Musikpädagogin, Kirchenmusikerin

Eine kapriziöse Königin auf glattem Tanzparkett

Jüngst gelang es Christian Kohler und seinem Freund Max Pöllner nunmehr schon zum zweiten Mal, die in ein barockes Gewand gekleidete, ehrwürdige, in der Immenstädter Pfarrkirche St. Nikolaus residierende Königin der Instrumente - den sittsamen Pfad der Kirchenmusik verlassend zu erstaunlichen musikalischen Luftsprüngen zu überreden. Da konnte doch Christian Kohler die königliche Dame mit dem ins Blut gehenden „Fun Time Rag“ aufs glatte Tanzparkett locken und Max Pöllner amüsierte sie nicht nur bei dem „And(t)ante“ und dem folgenden „Anonkel“ aus der Suite für Trompetenuhr vom bis dato unbekannten Tonsetzer Vinzenz Plagiavsky. Auch Königinnen lieben es, einmal überrascht zu werden. Diesem royalen Wunsch kamen Christian Kohler und Max Pöllner gern nach und offerierten eine sechsätzige „Suite improvisée“, die nach etlichen Liedzitaten (nach Publikumswünschen) schließlich von einer furiosen Frère-Jacques-Toccata, gefolgt von einer „grotesken“ Fuge gekrönt wurde. In der Suite kam nun auch Andrea Kumpe ins (Manual-)Spiel. Sie ließ sich von den Herren zum Mitspielen überreden, dämpfte den Faschingsübermut der jungen Künstler und verlieh bei Lefébures-Welys „Boléro de Concert“ dem ausgelassenen Programm durchaus seriösen Charakter. Ein kunstvoll verpacktes Zitatenfeuerwerk von Bachs bekannter Toccata und Fuge d-Moll (BWV 565) bis zu der Widor-Toccata gab den Musikfreunden Rätsel auf oder ließ sie die Melodien erkennen. Kurzum: Nach Stundenfrist endete in St. Nikolaus ein außergewöhnlicher musikalischer Spaß, veranstaltet von drei jungen Tastenlöwen, die die kapriziöse Königin der Instrumente souverän beherrschten. Bravo!
Allgäuer Zeitung, 5. Februar 2010